Am 14.02.2024 haben wir, der zehnte Jahrgang, in Begleitung von Herrn Kühlenborg und Frau Meyer im Rahmen des Geschichtsunterrichts und des Projektes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ die Gedenkstätte in Esterwegen besucht. Unser Guide war Lea Horstmann, eine junge Frau, die 2019 ihr Abitur absolviert hat und seit ihrem Freiweilligen Sozialen Jahr in der Gedenkstätte arbeitet. Angefangen hat das Programm im Seminarraum mit einer kurzen Annäherung an das Thema, indem wir verschiedene Fotos aussuchen und dazu Fragen formulieren sollten. Anschließend wurden wir in die Geschichte der Emslandlager und speziell des Lagers in Esterwegen eingeführt. In dem ausführlichen und aufschlussreichen Vortrag unseres Guides haben wir u.a. erfahren, wie die Konzentrationslager in der Regel aufgebaut waren. Dazu wurden uns Fotos gezeigt, welche uns veranschaulichten, wie hart das Leben in den Konzentrationslagern war, und wir erfuhren, welche Besonderheiten die Lager in Bathorn und Alexisdorf aufwiesen, die ebenfalls zu den Emslandlagern gehörten und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Strafgefangenenlager dienten.
Nach einer anschließenden kurzen Pause begann dann unsere Führung über das Gelände, auf dem ehemals das Konzentrationslager gestanden hatte. Die Baracken der Täter waren nicht auf dem Gelände markiert, während die Baracken der Opfer durch Baumpakete abgebildet waren. Von den originalen Gebäuden konnte man einige Wandteile in der Ausstellung wiederfinden, jedoch nicht auf dem eigentlichen Gelände, da in der Nachkriegszeit die originalen Baracken und weitere Teile des Konzentrationslagers abgebaut und von Anwohnern anderweitig genutzt wurden. Die alten Abgrenzungen des Geländes waren durch einen Drahtzaun oder kleine Teile durch Metallwände dargestellt, um einerseits die Größe des Geländes und die Höhe der Mauer damals zu veranschaulichen, andererseits aber auch um den Besuchern nicht das Gefühl zu vermitteln, dass man eingesperrt ist. Auf dem Gelände findet man immer mal wieder die sogenannten „Zeitfenster“, in denen man alte Gegenstände oder alte Straßenteile finden kann. Das Lager war in zwei Teile aufgeteilt: auf einer Seite der größere Bereich der Häftlinge, auf der anderen Seite der Bereich der Wachleute. Diese zwei Bereiche waren durch den sogenannten „Todesstreifen“ getrennt. Der Todesstreifen war die Zone zwischen einem normalen Stacheldrahtzaun und einem elektrischen Stacheldrahtzaun, welcher die Häftlinge davon abhalten sollte zu fliehen. Soweit bekannt ist eine derartige Flucht auch keinem Häftling gelungen.
Anschließend gab es dann eine Mittagspause in der angrenzenden Cafeteria. Gestärkt ging es dann für uns in die Ausstellung, in der wir uns in 2er- bis 4er-Gruppen vorgegebene Gegenstände oder Personen, zu denen es Informationen in der Ausstellung gab, ausgesucht haben, zu denen wir dann einen kurzen Vortrag vorbereiten sollten. Zu manchen Themen konnte man sich kurze Videos anschauen, um einen besseren Einblick in das Leben in den Lagern zu bekommen. Anschließend stellte jede Gruppe ihr Thema vor. Dadurch wurde u.a. deutlich, welche wichtige Bedeutung das „Lied der Moorsoldaten“ hatte, wie der Tagesablauf eines Häftlings aussah und was die verschiedenen Gründe waren, weshalb sie überhaupt inhaftiert wurden. Dabei wurde uns bewusst, wie wichtig das Thema für uns auch heute ist und dass sich etwas derartiges nicht wiederholen darf.
Auf die Exkursion zurückblickend finden wir, dass die Gedenkstätte Esterwegen ein geeigneter Ort ist, um sich über ein solches Thema zu informieren, weil man sowohl den Bezug zur eigenen Heimat hat und es einem somit näher geht, als wenn man Geschichten aus anderen Gegenden hört, mit denen man sich selbst nicht in Verbindung bringen kann; aber auch, weil man die Umrisse des damaligen KZs sieht und sich durch die historischen Fakten erst richtig der Folgen der Herrschaft der Nationalsozialisten bewusst wird. Es war sehr bewegend und zugleich erschütternd, über das Gelände des ehemaligen Lagers zu gehen, gerade nachdem man erfahren hatte, wie schlecht es den Häftlingen ging und welche Zwangsarbeiten sie leisten mussten. Eine Schilderung, die uns persönlich sehr gut in Erinnerung geblieben ist, ist die Tatsache, dass die Häftlinge am Anfang, als das Konzentrationslager aufgebaut wurde, ein Freibad für die Wachmänner bauen mussten. Das Freibad wurde extra neben dem Bereich der Häftlingsbaracken gebaut, um die Häftlinge weiter zu schikanieren und zu demütigen. Im „normalen“ Geschichtsunterricht kann so ein detaillierter Bezug nicht hergestellt werden, so dass man sich vor Ort besser vorstellen kann, wie es damals gewesen sein muss. Das Programm und die Führung haben wir als sehr positiv und lehrreich empfunden. Es war eine schöne Abwechslung von der Einführung im Seminarraum über den Besuch des Geländes des ehemaligen Lagers bis zum Erarbeiten und Vorstellen des historischen Materials in der Ausstellung. Weiteren Jahrgängen empfehlen wir also, ebenfalls die Gedenkstätte in Esterwegen zu besuchen.
Emma Lambers & Helen Oudehinkel (Klasse 10a)