Gibt es Bär(tierch)en in Emlichheim? Bei unserem letzten Treffen der Umwelt-AG haben wir uns auf die Suche nach einem ganz besonderen Lebewesen gemacht und waren tatsächlich erfolgreich! Wie… ihr kennt das Bärtierchen nicht? Hier die wichtigsten Eigenschaften, Fakten und Besonderheiten des Bärtierchens:
– Bärtierchen sind wahre Wunderwesen: Die winzigen Tiere sehen unter dem Mikroskop nicht nur putzig aus, sondern können unter den widrigsten Umweltbedingungen überleben – selbst im Weltall!
– Bärtierchen sind echte Überlebenskünstler. So können sie über 20 Jahre lang ohne Wasser und Nahrung überleben. Selbst extreme Wetter-Schwankungen, radioaktive oder UV-Strahlung, Sauerstoffmangel und das Vakuum des Weltalls können den Bärtierchen kaum etwas anhaben. Sie überleben im inaktiven Zustand sogar Temperaturen von bis zu minus 270° Celsius sowie bis zu plus 150° Celsius. Im Laufe der Erdgeschichte überlebten die Tiere Asteroiden-Einschläge, Vulkan-Ausbrüche und weitere Natur-Katastrophen. Der Forscher Rafael Alves Batista von der Oxford Universität erklärt: „Bärtierchen sind die unzerstörbarsten Organismen, die wir auf der Erde haben.“
– Die nicht einmal einen Millimeter großen Tiere leben weltweit auf allen Kontinenten, in allen Ozeanen und in sämtlichen Klimazonen. Sie lassen sich sowohl in Mitteleuropa als auch in regelmäßig vereisten arktischen Tümpeln oder tropischen Regenwäldern, in mehr als 6000 Metern Höhe im Himalaja-Gebirge, auf abgelegenen Inseln wie den Südsandwich-Inseln, in der 4690 Meter tief gelegenen Zone auf dem Boden des Indischen Ozeans oder mitten im Atlantik auf herumtreibenden Braunalgen finden.
– Die größte Superkraft der Bärtierchen ist wohl die Kryptobiose – eine Art Schockstarre. Trocknet ihre Umgebung aus, ziehen sie all ihre Gliedmaßen wie Antennen ein und schrumpfen zu einem erstaunlich kompakten Haufen zusammen, dem sogenannten „Tönnchen“. Die Tierchen stellen ihren Stoffwechsel fast völlig ein und warten auf bessere Zeiten. Dabei verweilen sie so lange in dem Zustand, bis die äußerlichen Umstände ihr Fortleben wieder zulassen. Sobald die „Tönnchen“ wieder mit Wasser befeuchtet werden, kann man kurz danach die Beine sehen und das Bärtierchen wird wieder aktiv.
– Bärtierchen sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Unter dem Mikroskop offenbaren sie sich bei 20-facher Vergrößerung als kleine Wesen mit acht Beinen, einem Kopf und einem Mund. Sie sind geformt wie eine kleine Tonne und haben acht Stummelbeine mit einziehbaren Klauen. Auffällig ist auch die röhrenförmige Mund-Öffnung. Diese ist rundherum mit sogenannten Stiletten (kleine Nadeln) besetzt, mit denen die Tierchen ihre Nahrung aufstechen und aussaugen. Dabei sind die kleinen Wesen nicht wählerisch, denn sie sind Omnivoren (Allesfresser): Sie ernähren sich sowohl von Pflanzenzellen als auch von anderen Lebewesen wie Fadenwürmer oder Rädertierchen. Die Körpermasse beträgt rund 1 Millionstel Gramm.
– Ihren Namen haben die Wesen von ihrer tapsigen Gangart, die an Bären erinnert. Auch ihre wissenschaftliche Bezeichnung „Tardigrada“ ist daran angelehnt: Sie setzt sich aus den lateinischen Wörtern „tardus“ („langsam“) und „gradus“ („Schritt“) zusammen.
– Bärtierchen existieren seit vielen Millionen Jahren und bilden einen eigenen Tierstamm. Der deutsche Zoologe Ephraim Goeze beschrieb 1773 erstmals das Lebewesen und taufte ihn „kleiner Wasserbär“. Bis heute sind über 1000 verschiedene Arten von Bärtierchen bekannt.
– Bärtierchen im Weltall: Forscher hatten die Tiere im Jahre 2007 vom Weltraumbahnhof Baikonur aus mit der Mission FOTON-M3 auf die Reise geschickt. Zehn Tage lang umkreisten zwei Arten von Bärtierchen – eine aus Deutschland, eine aus Schweden – die Erde in 270 Kilometer Höhe. Nachdem die Tierchen den lebensfeindlichen Verhältnissen des Weltraums ausgesetzt waren, sind sie wieder in Stuttgart eingetroffen, so dass die Forscher feststellten konnten: Vakuum hin, kosmische Strahlung her – ein merklicher Anteil der winzigen Organismen kam lebend zurück. Damit haben zum ersten Mal Tiere Weltraumbedingungen überlebt.
– Durch die missglückte Landung des israelischen Mondlandegerätes Beresheet wurden 2019 einige Tausend Bärtierchen verstreut. Da sie ohne Sauerstoff auskommen und sich nach dem Aufwärmen aus dem tiefgekühlten Zustand wieder zum Leben erwecken lassen, wurden sie für diese Mondmission ausgewählt. „Wie totes Material können sie jahrelang im ausgetrockneten Zustand überdauern. Auch den Absturz auf dem Mond dürften sie überstanden haben“, versicherte der Leiter der Stiftung „Arch Mission“ Nova Spivack dem US-Magazin „Wired“.
Nachdem wir uns über die besonderen Eigenschaften des Bärtierchens informiert hatten, wollten wir herauszufinden, ob wir dieses außerordentlich wundersame Lebewesen auch in Emlichheim finden können. Als Preis für eine erfolgreiche Suche hatte Herr Kühlenborg Gummibärchen versprochen. Da Bärtierchen auf Feuchtigkeit angewiesen sind, haben wir auf dem Schulgelände verschiedene Moospolster von Steinwänden, Rasenflächen, Bäumen, aus Pflasterritzen usw. gesammelt und anschließend in einer Petrischale mit Wasser befeuchtet. Nachdem sich das Moos vollgesogen hatte, haben wir es ausgepresst, das Resultat mit einer Tropfpipette auf einen Objektträger übertragen und schließlich mikroskopiert. Tatsächlich wurden wir fündig und konnten unsere Bärtierchen-Safari erfolgreich beenden! Ihr seht, die Wunder der Natur liegen uns praktisch zu Füßen…
Die Natur- und Umwelt-AG