„Plötzlich kamen Menschen, merkwürdige Menschen, sie wollten unsere schönen, bunten Häuser weiß streichen! Wir konnten sie nicht aufhalten! Nicht alle, nur ein paar!

Die, die wir aufhalten konnten, hielten wir nicht mit Gewalt auf! Gewalt war schrecklich und wir wollten alle keine Gewalt! Aber die, die durchkamen, die strichen nicht nur unsere, unsere so schönen, bunten Häuser. Nein! Sie schossen sie auch ab!

Die Bomben durchlöcherten unsere Häuser, die bunten Steine wurden zerstört. Die Steine, die wir damals mit der bloßen Hand aufeinanderlegten. Wieder ein Klirren, die nächste Fensterscheibe war zu Bruch gegangen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, Fensterscheiben nachzutrauern, ich tat es trotzdem, einfach nur, weil sie mich an die noch so schöne Zeit erinnerten.

Ein ohrenbetäubender Schlag, ganz plötzlich! Und dann fühlte ich nichts mehr.

Irgendwie war es merkwürdig, irgendwie befreiend. Dieser eine so plötzliche Schlag sollte – das merkte ich jetzt – sollte all meine schönen Erinnerungen löschen. Aber ich wollte nicht, noch nicht, ich wollte noch wenigstens ein Mal, nur ein einziges Mal noch den Frieden spüren, spüren wie alle zusammenhalten, egal ob groß oder klein, schmal oder breit, dunkel oder hell, egal aus welchem Land, egal welcher Glaube.

Ich wollte ein Schmetterling sein, genau, genau das wollte ich sein, ein freier, fliegender, bunter Schmetterling, der glaubt, dass nur das WIR gewinnen kann!“

 

Liebe Lotte, danke, dass du unsere Antirassismus-Aktion mit deinem Text unterstützt hast!