Als Vorschulkind liebte ich die tägliche Gutenachtgeschichte, die mir meine Eltern am Bett aus Märchen- oder Kinderbüchern vorlasen. So sehr ich dies auch genoss, nicht selten auch noch eine zweite oder gar dritte Geschichte erquengelte, so sehr aber nagten Mangelgefühle in mir, denn noch viel, viel lieber hätte ich die Geschichten und Märchen selbst gelesen, aber das konnte ich damals eben noch nicht. Das trübte meine Freude in nicht geringem Maße ein. Schade, denn so entging mir eigentlich das Beste. Wie ich heute nämlich weiß, ist das Selbstlesen zwar durchaus ein Genuss, aber erst ein gut vorgelesener Text macht die Geschichten wahrhaft lebendig. Dies erklärt auch den Erfolg von Hörbüchern, wobei hier zu erwähnen ist, dass es auch einige ganz schwache darunter gibt. Nun, schwache Vorleserinnen haben wir am Donnerstag nicht erleben müssen, denn das, was uns Leonie Aalmink, Laura Brinkmann, Sina Kopsingraven, Madelief Neutel, Lana Reiners und Lisann Veldhuis boten, hatte nämlich Klasse. Alle Mädchen hatten ihre Texte gut vorbereitet und lieferten packende Vorträge, die die gespannt lauschenden Zuhörer in ihren Bann schlugen. Was aber die Jury schlussendlich wirklich überzeugte, war die Leseleistung beim Fremdtext. Dieser, ein Auszug aus „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner, war den Mädchen nicht bekannt, sie hatten sich weder auf ihn vorbereiten können noch war es ihnen möglich gewesen, sich eine besonders spannende Stelle auszusuchen. Die Aufgabe war also anspruchsvoll, was jeder bestätigen können wird, der schon einmal einen gänzlich unbekannten Text vor Publikum hat vorlesen müssen. Doch die Mädchen umschifften alle Klippen und lasen auch hier auf sehr hohem Niveau. Damit lieferten sie sich ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das am Ende von Leonie Aalmink gewonnen wurde. Laura Brinkmann belegte den zweiten Platz, alle anderen Mädchen kamen auf den dritten.
Wir gratulieren allen Vorleserinnen ganz herzlich! kie